VIW-Modellprojekt „Beratung in Migrantenorganisationen“ (BMO)
Der Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity e.V. (VIW) wurde als ein migrantischer Bundesfachverband im Bereich der Wohlfahrtspflege gegründet. Ziel des Verbands ist die interkulturelle Öffnung in der Wohlfahrtspflege voranzutreiben und eine bedarfs- und Bedürfnisorientierte Versorgung aller Menschen mit Migrationsgeschichte sicherzustellen.
Das Modellprojekt „Beratung in Migrantenorganisationen“ (kurz BMO), das als Kernvorhaben in NAPI (Nationaler Aktionsplan Integration der Bundesregierung) verzeichnet ist, wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert.
Dieses Projekt ist in aller Transparenz und in Zusammenarbeit mit Akteur*innen in der Wohlfahrtspflege u.a. dem Bunde Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) entwickelt worden. Hierbei soll deutlicher werden, dass die „Beratung in MO“ sich bewusst von der MBE abgrenzt und als eigenständiges Beratungsangebot einer Beratungslandschaft vor Ort eine wichtige Rolle einnimmt.
Das VIW Modellprojekt ist seit dem 01.07.2021 erfolgreich an folgenden drei Standorten implementiert und wird bis zum 30.06.2023 realisiert.
1. Polnischer Sozialrat, Braunschweig (Niedersachsen)
Deutsch-Polnischer Hilfeverein POLDEH e.V., Westbahnhof 13, 38118 Braunschweig
2. Bundesverband Griechischer Gemeinden in Deutschland, Köln (Nordrhein-Westfalen)
Bundesverband Griechischer Gemeinden e.V., Mühlenstrasse 40, 51143 Köln
3. Amaro Drom, Freiburg (Baden-Württemberg)
Roma Büro Freiburg e.V., Ensishemer Str. 20, 79100 Freiburg.
Eine Ausweitung des Projektes auf weitere Standorte wird angestrebt.
Ziele des Modellprojektes
Eine (Migrations-)Beratungsangebotsinfrastruktur in Deutschland, die neuzugewanderte Menschen optimal versorgt, ist das angestrebte Ziel des Verbands für interkulturelle Wohlfahrtspflege. Dies ist nicht allein durch den Aufwuchs und den Ausbau von MBE-Stellen zu erreichen, sondern auch durch eine Stärkung, Professionalisierung und strukturelle Verankerung von Migrations-Beratungsangeboten, die flankierend zur Regel MBE angeboten werden. Dies bedeutet nicht, dass die bestehenden ehrenamtlichen Beratungsstrukturen der Migrant*innenorganisationen in MBE Strukturen zu überführen, sondern die vorhandenen Strukturen besser kennen zu lernen, zu stärken, ihren Mehrwert aufzuzeigen, sie zu professionalisieren, strukturell zu verankern und ihre Qualitätsstandards auszuarbeiten.
Um dies zu erreichen, werden keine neuen Beratungsangebote aufgebaut, sondern die bereits in den Migrant*innenorganisationen ehrenamtlich erbrachten Beratungsleistungen in ihrer Struktur besser kennengelernt, professionalisiert und nachhaltig verankert. Ihr Zusammenspiel mit anderen Beratungsangeboten im Sozialraum wird untersucht, aus- bzw. aufgebaut und die Qualitätsstandards für die Beratungen in Migrant*innenorganisationen werden entwickelt. Die Berater*innen werden durch Qualifizierungsmaßnahmen gestärkt.
Nach Ende seiner Laufzeit soll das Projekt Antworten darauf geben, was notwendig ist, um ehrenamtliche Beratungsstrukturen langfristig zu professionalisieren, sie im Regelsystem zu verankern und als wichtiger Baustein für eine optimale Beratungslandschaftsinfrastruktur für Neuzuwanderer*innen in Deutschland zu fungieren.
Die Beratungen finden in einem informellen, aber vertrauten Rahmen, eingebettet in die weiteren Vereinsaktivitäten statt. Die ehrenamtlichen Berater*innen werden durch hauptamtliche Projektkoordinator*innen an den jeweiligen Standorten begleitet. Die Hürden für Ratsuchende sind hier deutlich niedriger als in stärker formalisierten Beratungssettings. Damit haben die Ratsuchenden, neben der Unterstützung durch die Berater*innen, auch direkt die Möglichkeit sich mit anderen Menschen zu vernetzen und in ein soziales Umfeld aufgenommen zu werden, was sich wiederum positiv auf das soziale Ankommen neuzugewanderter Menschen auswirkt.Diese Beratungsatmosphäre ist eine Erklärung dafür, warum Beratungen in Migrant*innenorganisationen eine sehr hohe Akzeptanz unter der Zielgruppe genießen.
Beratungsthemen
Das Spektrum der Themen ist sehr breit und oft handelt es sich um die Begleitung des gesamten Ankommensprozess der Neuzugewanderten. So beginnt die Beratung oftmals mit einer Erstorientierung in Deutschland bzw. in der direkten Umgebung der Ratsuchenden.
Häufige Beratungsthemen sind u.a.:
Bildung: Informationen über das Bildungssystem, Hilfe bei der Suche nach Kita-/ Schulplatz, Suche nach einem passenden Deutschkurs
Wohnen: Wo kann ich Wohnen? Wie finde ich einen bezahlbaren Wohnraum? Wie gestalte ich den Alltag in der Wohnung, in der Wohngruppe, im Heim, in der Stadt?
Beruf: Wie und wo kann ich Arbeit/ Beschäftigung finden? Wo und wie wird mein ausländischen Abschlüss anerkannt?
Gesundheit und Pflege: Wo bekomme ich gesundheitliche Hilfe? Wie finde ich nichtdeutschsprachige Ärzte?
Sozialleistungen: ALG I, II, Kindergeld, Grundsicherung, Wohngeld, usw. Wie und wo stelle ich den Antrag? Welchen Anspruch habe ich?
Bürgerrechte und -pflichten: Konflikte mit den Behörden und Suche nach passenden, professionellen Beratungsstellen
Darüber hinaus werden die Ratsuchenden werden auch oft in folgenden Situationen unterstützt:
Hilfe beim Ausfüllen von Formularen
Suche nach Dolmetscher, Übersetzer
Wo kann ich eine MBE-Regelberatung finden?
Wie setze ich die Beratungsinhalte nach dem Besuch der MBE-Beratung um?
und viele anderen Themen.
Eine vertrauensvolle (niederschwellige) Erst-Orientierung, Erst-Beratung, Verweisberatung vor, zu und nach Regel-MBE, Begleitung von Menschen in allen Lebenslagen in Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Akteur*innen vor Ort helfen den Neu-Zugewanderten sich schneller zu integrieren, sich in die Systeme in Deutschland einzubringen und am Gesellschaftsleben teilzuhaben.
Eine Datenerhebung und Qualifizierung der ehrenamtlich Tätigen sind projektbegleitende Maßnahmen, die vom VIW-Team durchgeführt werden. Eine Kooperation mit den Regel-MBE-Stellen wird auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene angestrebt.
Wer die richtige Starthilfe bekommt, hat höhere Chancen auf gelungene Teilhabe. Deshalb sollten Bund, Länder und Kommunen einen Fokus auf das Empowerment von Neuzuwanderer*innen legen. Ein gutes Instrument, das zur Willkommenskultur beiträgt, ist die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) die idealerweise von oder in enger Zusammenarbeit mit MO umgesetzt werden sollte.
Das VIW-Modellprojekt “Beratung in MO“ ist eine sehr gute Ergänzung zur Regel-MBE.
Kontakt:
Hamidou Bouba,
Gesamtprojektleitung VIW
Verbands für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity e.V.
Potsdamer Str. 99, 10785 Berlin
hamidou.bouba(at)viw-bund.de
Tel: +49 171 6366760